Damit das Instrument schön klingt, ist, neben den handwerklichen Fähigkeiten auch der Erfahrungsschatz des Geigenbauers bei der Wahl des Materials gefragt.
Doch welche Hölzer werden für eine Geige verarbeitet und warum?
Herr Körner verarbeitet Ahorn- und Fichtenholz. Erfahrungsgemäß ergibt die Kombination dieser beiden Hölzer den besten Klang im Vergleich zu anderen Tonklanghölzern. Die Hölzer werden bei Ausstellungen und Messen gekauft und die Kosten betragen, bei qualitativ gutem Material, bei der Decke zwischen 50- und 100 und beim Boden zwischen 350- und 500 Euro.
Wichtig ist, dass die Hölzer mehrere Jahre abgelagert werden, bevor sie weiterverarbeitet werden können. Das Alter des Deckenholzes lässt sich auch hier durch ein dendrochronolgisches Gutachten feststellen.
Für die Decke wird Fichtenholz genommen, für den Boden, die Zarge (das sind de Seitenteile) und die Schnecke wird das Holz des Ahornbaums verarbeitet. Weitere Bestandteile der Geige sind: Der Wirbelkasten, die Wirbel, der Obersattel, das Griffbrett, der Hals, der Steg, Feinstimmer, Saiten- und Kinnhalter. Ist das Instrument fertiggestellt, werden noch die vier Saiten -g, d, a und e- montiert.
Für den Bau einer Geige benötigt ein Geigenbauer 150-180 Stunden, die Trockenzeit der Lackierung nicht eingerechnet. Während der dreijährigen Ausbildung muss entsprechend den Vorgaben der Prüfungsordnung für die Gesellenprüfung mindestens ein Instrument gebaut werden. Dies soll aber in 120 Stunden gelingen.
Der erste Schritt beim Geigenbau ist die Erstellung des Zargenkranzes. Der Zargenkranz besteht aus den Seitenteilen zwischen Decke und Boden.
Hierfür wird das Formbrett benötigt. Da es unterschiedliche Geigenmodelle gibt, gibt es auch bei den Formbrettern unterschiedliche Modelle. Die Grundform ist zwar gleich, aber die Unterschiede liegen auch hier in den Details. Die Form gibt demzufolge das Modell der Geige vor, die gebaut werden soll. Ein Beispiel einer solchen Form mit verleimten Seitenteilen (Zargen) könnt Ihr auf dem Foto unten sehen.
Auf dem Foto könnt Ihr sehen, dass es in dem Formbrett außen insgesamt sechs "Aussparungen" gibt. In diese werden Holzklötze eingesetzt. Aus den vier seitlichen Holzklötzen wird die Form der Spitzen ausgearbeitet. (Das ist bei dem Bild schön zu erkennen).
Doch bevor die Seitenteile, die Zargen, zum Kranz montiert und mit den Holzklötzen verleimt werden können, muss das Holz zunächst sehr dünn gehobelt und anschließend in die gewünschte Form gebracht werden. Hierfür wird ein Biegeeisen verwendet.
An der Innenseite der Zargen werden noch weitere Leisten, die "Futterleisten", angebracht. Dadurch wird die Fläche beim Zusammensetzen der Decke und des Bodens etwas breiter. Während der Zeit, in der der Leim trocknet, werden die Seitenteile mit speziellen Schrauben fixiert. Danach kann der Kranz vom Formbrett abgenommen werden.
Bei den nächsten Arbeitsschritten geht es um die Decke und den Boden des Instruments: Diese können entweder aus einem oder zwei Holzteilen angefertigt werden, werden meistens aber aus zwei Teilen gefertigt. Hierfür werden die beiden Holzstücke zunächst an den höheren Seiten miteinander verleimt. Das nun entstandene Stück hat die Form eines Dachs, siehe untere Zeichnung. Interessant ist auch die Form der Holzstücke, die verarbeitet werden: Sie sehen Tortenstücken ähnlich ;-). Das liegt an der Art der Zerteilung der Baustämme, die für den Bau der Instrumente bestimmt sind.
Im nächsten Schritt werden die Formen der Decke und des Bodens auf das Holz übertragen und ausgesägt. Im Anschluss daran können die Wölbungen des Bodens und der Decke, sowohl die Innen- als auch die Außenseite, mit sehr viel Feingefühl und mit Hilfe unterschiedlicher Werkzeuge ausgearbeitet werden. Auf dem Foto links seht Ihr einen fertigen Boden.
In die Decke werden noch die sog. F-Löcher gesägt. Auch diese können je nach Modell der Geige unterschiedlich sein.
Sind Decke und Boden fertig, werden sie mit dem Zargenkranz verleimt. Der Korpus ist fertig.
Danach geht es an die Erstellung von Hals, Wirbelkasten und Schnecke. Diese werden aus einem Holzstück gearbeitet. Auch hier ist wieder ersichtlich, weshalb bei dem Beruf Fähigkeiten wie handwerkliches Geschick, präzises Arbeiten, Sinn für Feinheiten und Geduld gefragt sind: Allein für das Sägen und Schnitzen der Schneckenform mit ihren Windungen, wie man auf dem unteren Bild sehen kann....
Sind die geschwungene Unterseite der Schnecke und der Wirbelkasten ausgehöhlt, können der Hals und der Korpus miteinander verleimt werden.
Jetzt wird das Instrument lackiert. Was fehlt noch?
1.) Die Wirbel
Die Wirbel sind vier kleine Holzteile, die sich im Wirbelkasten der Geige befinden. Die Saiten der Geige werden auf die Wirbel aufgedreht und gespannt. Dadurch wird das Instrument gestimmt.
2.) Das Griffbrett
Das Griffbrett ist das schwarze Teil über dem die Saiten der Geige verlaufen. Beim Spielen werden die Saiten auf dem Griffbrett gegriffen, um die gewünschten Töne zu erzeugen.
3.) Der Steg
Der Steg befindet sich zwischen den F-Löchern. Es ist ein kleines Stück Holz, das auf der unteren Seite, an den Füßen, genau an die Wölbung der Decke angepasst werden muss. Über den Steg, er ist auf der oberen Seite abgerundet, werden die Saiten gespannt.
4.) Der Saitenhalter
Der Name des Bestandteils ist Programm: Am Saitenhalter, der am unteren Teil der Geigenkorpus angebracht ist, werden Saiten befestigt - sozusagen der Gegenpart zu den Wirbeln.
Ebenso aussagekräftig ist die Bezeichnung des Bauteiles "Feinstimmer"- er befindet sich am Saitenhalter.
Last but not least: Die Saiten werden aufgezogen.
Nachfolgend füge ich noch zwei Bilder einer fertigen Geige ein (Ober- und Unterseite). Hier handelt es sich um eine weiße Geige, da sie nicht lackiert ist.
1.) Schnecke
2.) Wirbel
3.) Wirbelkasten
4.) Griffbrett
5.) Decke
6.) F-Löcher
7.) Steg
8.) Feinstimmer
9.) Saitenhalter
10. ) Kinnhalter
11.) Hohlkehle (Unterseite der Schnecke)
12.) Hals
13.) Boden
Rechnet man zu den Materialkosten noch den Arbeitslohn eines Meisters hinzu, kann eine neu gebaute Geige zwischen 12.000,- und 30.000 Euro kosten.
Ein interessanter und wichtiger Aspekt in der Werkstatt eines Geigenbauers ist der Grad der Luftfeuchtigkeit in den Räumlichkeiten: Diese sollte bei 60 % liegen. Dadurch wird gewährleistet, dass das Holz nicht austrocknet und dadurch Risse bekommen könnte.
Ich habe bei meinem Besuch viel gelernt und freue mich, Euch das weitergeben zu können. Auch "den Ort des Geschehens" mit eigenen Augen sehen und erleben zu können ist wunderbar und mit Worten kaum zu beschreiben. Auf dem nachfolgenden Foto könnt Ihr zumindest einen Einblick in die Werkstatt und den Tresor erhalten.
Das wäre aber nicht möglich gewesen wenn Herr Körner, mir dies nicht ermöglicht hätte. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei ihm bedanken. Er ist ein sehr sympathischer Mensch, für den der Geigenbau eine Berufung ist. Das spürt man sofort, da er seinen Beruf und alles was damit verbunden ist, mit viel Leidenschaft beschreibt und über seine Erfahrungen berichtet.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr seine Internetseite besucht und/ oder die Facebook- und Instagramseite:
Ich wünsche ihm, seiner Frau und seinen beiden Mitarbeitern alles Gute und weiterhin viel Freude und Erfolg beim Bau, Restaurierung und Reparatur dieser wunderschönen Instrumente.
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